Station Klemens nicht als Traumapatient
- Pro:
- Hotelatmosphäre
- Kontra:
- Chefarzt
- Krankheitsbild:
- PTBS
- Privatpatient:
- ja
- Erfahrungsbericht:
-
Ich war als Privatpatientin auf Station Klemens in Behandlung mit der Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung da die Wartezeit für eine Traumaklinik zu lange war und ich dringend Stabilisierung suchte nach einer akuten Belastung. Mein Aufenthalt war geprägt von einem tiefen Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität. Schon zu Beginn habe ich offen und ehrlich kommuniziert, dass gerade Krankenhausaufenthalte bei mir intensive Angst auslösen und ein starker Trigger sind. Ich habe konkret darum gebeten, in solchen Situationen besonders achtsam mit mir umzugehen.
Trotz dieses klar geäußerten Hinweises wurde ich in der Chefarztvisite mit einer Frage konfrontiert, die mich in ihrer Formulierung und Wirkung zutiefst getroffen hat:
„Haben Sie das Gefühl, dass Sie verrückt werden?“
Diese Frage wurde ausgerechnet von dem Chefarzt gestellt – in einer Situation, in der ich mich vollständig ausgeliefert fühlte. Als Patientin mit einer dokumentierten Trauma-Vorgeschichte, die mit struktureller Machtausübung und psychischer Gewalt zu tun hatte, war diese Aussage nicht nur unprofessionell, sondern in höchstem Maße retraumatisierend. Sie war in ihrem Ton und ihrer Wirkung entwertend, stigmatisierend und hat den Eindruck vermittelt, nicht als Mensch gesehen zu werden, sondern lediglich durch eine pathologisierende Brille.
Besonders erschütternd war für mich, dass der Chefarzt offenbar keinerlei Kenntnis meiner eingereichten Unterlagen, ärztlichen Befunde und Gutachten hatte, in denen klar dokumentiert ist, dass eine frühere Verdachtsdiagnose vor mehreren Jahren widerrufen wurde. Stattdessen wurde meine offen gezeigte Verletzlichkeit durch eine suggestive und wertende Frage beantwortet – in einem Moment, wo Vertrauen möglich gewesen wäre.
Das Verhalten des Chefarztes zeugt aus meiner Sicht nicht nur von mangelnder traumasensibler Haltung, sondern auch von fehlender Empathie im Umgang mit Patient:innen, die bereits Erfahrungen mit Machtmissbrauch und psychischer Entwertung gemacht haben. In einer Visite, in der das Machtgefälle ohnehin deutlich spürbar ist, hätte ich zumindest Aufmerksamkeit und das Ernstnehmen meiner Vorgeschichte erwartet.
Im anschließenden Gespräch mit dem Stationsarzt wurde mein Empfinden ernst genommen. Ich habe mich daraufhin entschieden, die Klinik auf eigenen Wunsch zu verlassen.
1 Kommentar
Vielen Dank für diese ehrliche Bewertung. Habe auch schon Einiges (Negatives) mit Psychologen erlebt und mir wurde eingeredet, es würde an mir liegen.